Stasi, Fluchtgeschichten und Deutsche Einheit: Ein Zeitzeuge berichtet

Am 28.3. wird in der 3. und 4. Stunde Herr Axel Hartmann, Botschafter a.D. unseren Schülerinnen und Schülern über seine Zeit in deutschen Botschaft berichten. Hierbei kann er viele Geschichten rund um das Thema Deutsche Teilung und Deutsche Einheit erzählen. Wir freuen uns, einen solchen Zeitzeugen für den Vortrag gewonnen zu haben. Hier stellt sich herr Hartmann selbst vor:

Ich habe damals 1984 die erste große DDR-Fluchtwelle in Budapest erlebt und mehr als eintausend Menschen zur Übersiedlung/Freikauf (Rechtsanwälte Vogel/ ab 1985 auch Gysi) aber auch zur Flucht über die ungarische Grenze auf teilweise spektakuläre, dramatische Weise (Kleinflugzeug, präparierte LKW/PKW usw.) verholfen. Aus dieser Zeit gibt es auch die umfangreiche Stasi-Akte über meine Budapester Tätigkeit: „Hartmann vermittelt Schleusungen von DDR-Bürgern in türkischen Fleischtransportern“, bzw. „Über die völkerrechtswidrige Praxis des Konsul Hartmann in Budapest“. Einen kleinen  Auszug finden Sie im Anhang. Mielke persönlich war mit meiner Person befasst, auch der Ministerrat der DDR. 

Nach Budapest war ich bei der NATO in Brüssel in der Nuklearen Planungsgruppe der NATO und die INF-Verhandlungen (u.a. Reykjavik-Gipfel Reagan/Gorbatschow) und danach seit 1987 Osteuropa-Referent im Bundeskanzleramt (Abteilungsleiter Teltschik). Dort habe ich für den Bundeskanzler analysieren dürfen, wie Gorbatschow den „Ostblock“ unabsichtlich in Trümmer legte und bin im April 1989 in den Leitungsbereich des Bundeskanzleramtes als PR von ChefBK Seiters gewechselt. Seiters war für die Beziehungen zur DDR zuständig, nicht Genscher. Am 2. Mai 1989 saß ich zur Besprechung bei meinem Minister, als in der ZDF-heute Sendung um 19 Uhr der Bericht von Joachim Jauer über die Zerstörung der ungarischen Grenzanlagen lief. Mir war aufgrund der Budapester Erfahrungen sofort klar, daß jetzt eine neue Fluchtwelle losgeht (S.231/232).  Dass daraus nur wenige Monate später der Mauerfall und im Jahr darauf die Deutsche Einheit resultiert, haben wir damals nicht ansatzweise geahnt.

Vor 20 Jahren hat der Filmemacher Axel Klawuhn aus Kulmbach für FocusTV/ RTL/Sat1 eine Dokumentation produziert, in der meine Budapester Fluchthilfegeschichten mit Zeitzeugen und Betroffenen dargestellt wird. Hier der Link: : https://youtu.be/Bv47qSdajJU  (ca.30 Minuten).Auch die Stiftung Aufarbeitung hat ein langes Interview mit mir über diese Zeit veröffentlicht Es wäre sicher gut, wenn man dieses Thema an Schulen weiterhin vertieft darstellt. Ich halte immer noch zahlreiche öffentliche Vorträge zuletzt in Apolda am Gymnasium und erzähle meine Geschichten mit DDR-Flüchtlingen und wie ich 1989/90 im Leitungsbereich des Bonner Kanzleramts die Deutsche Einheit mitgestalten durfte. Im September habe ich zusammen mit meinem ehemaligen ChefBK Seiters in der Prager Botschaft anläßlich 35 Jahre „Genscher auf dem Balkon“ referiert.

Retten macht Schule – Klasse 9 in Wiederbelebung ausgebildet

Das MPG ist Teil des Projekts „Retten macht Schule“ der Björn Steiger Stiftung aus Winnenden geworden. Hierfür wurden wir mit 12 Übungspuppen und einem echten Defibrillator, sowie einem Schulungsgerät ausgestattet. Im Gegenzug haben wir uns verpflichtet jedes Jahr eine komplette Klassenstufe in Wiederbelebung zu schulen. In diesem Schuljahr konnten wir nun zum ersten Mal einen kompletten Jahrgang in Wiederbelebung unterrichten. Hierfür haben wir die Klassenstufe 9 ausgewählt, da das Thema Reanimation dort auch im Bildungsplan steht. Künftig soll dies jedes Jahr stattfinden, sodass am Ende seiner Schullaufbahn jedes Kind einen kleinen Kurs in Wiederbelebung mitgemacht hat und sich somit in Ernstfall eher traut zu helfen. Eine Reanimation kann Leben retten und wir können den Kindern so die Sicherheit geben im Ernstfall etwas zu tun, anstatt nur zuzuschauen.